Pflegemittel & Anwendung Chlorhexidin & Co

Chlorhexidin & Co
Pflegemittel & Anwendung

Chlorhexidin (CHX) ist ein zweifach positiv geladenes Bis-Biguanid-Molekül und wird meist als Digluconat-Salz eingesetzt. In niedrigen Konzentrationen wirkt es bakteriostatisch, in höheren Konzentrationen bakterizid. Der Wirkmechanismus beruht auf einer Schädigung der Bakterienmembran.

CHX wird in der Zahnmedizin in unterschiedlichen Konzentrationen (0,03 % bis zu 36 %) als Antiseptikum eingesetzt als:

  • Mundspüllösung bzw. Spray für die gesamte Mundhöhle
  • Gel bzw. Lack zum Auftragen auf Zähne und Zahnfleisch
  • Chip zur Einlage in Zahnfleischtaschen

Durch Schädigung der Zellmembran wirkt CHX in hoher Konzentration bakterizid. In geringer Konzentration hemmt es die Vermehrung der Bakterien und wirkt eher bakteriostatisch. CHX ist am wirksamsten gegenüber z. B. Streptococcus mutans (Karies). Vor allem frei bewegliche Bakterien in der Mundhöhle (planktonische) werden durch CHX inaktiviert.

CHX haftet lange auf Zähnen und Mundschleimhaut, ohne durch die Schleimhäute in den Körper einzudringen (hohe Substantivität), wodurch die Wirksamkeit bis zu 12 h anhält. Bei Verschlucken wird es in extrem geringen Mengen metabolisiert.

Da es Hinweise auf Resistenzbildung der Bakterien bei Langezeitanwendung von Chlorhexin gibt, wird empfohlen, die Anwendung - wenn möglich - auf kurze Zeiträume zu beschränken.

Anwendungsfälle

  • Vor operativen Eingriffen zur Reduktion der Bakterienlast in der Mundhöhle
  • Nach operativen Eingriffen zur Unterstützung der Mundhygiene
  • Bei bakteriell bedingte Entzündungen von Zahnfleisch (Gingivitis) oder Zahnhalteappart (Parodontitis)
  • Bei Mundgeruch (Halitosis)
  • Bei Mundtrockenheit
  • Zur Hemmung der Neubildung von Zahnplaques (Kariesprävention)
  • Zur Reinigung des Zungenrückens
  • Zur Desinfektion von Zahnbürste und Zahnprothese

Nebenwirkungen

  • Geschmacksveränderungen
  • Braunverfärbungen
  • Unverträglichkeiten (z.B. Allergien)
  • Es konnte beobachtet werden, dass vor allem die Braunverfärbungen bei CHX-Spülungen bzw. Sprays stärker auftreten als bei Gelen bzw. Lacken.

Klinische Bilder sowie weitere Informationen zu den Hintergründen der Nebenwirkungen finden Sie hier!

Wechselwirkung mit Zahnpasta

CHX kann in Pflegeeinrichtungen und Intensivstationen eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung der Aspirationspneumonie spielen. Bei ausgeprägter Mukositis (z.B. infolge Radio-Chemo-Therapie) sollte CHX jedoch grundsätzlich zurückhaltend eingesetzt werden.

In Zahnpasten werden anionische, kationische und amphotere (= kationisch und anionisch geladene) Tenside als Schaumbildner eingesetzt. Die häufigsten anionischen Tenside sind das Natriumlaurylsulfat (NaLS) auch bekannt unter Sodiumlaurylsulfat (SLS) sowie Sulfonate (z.B. Olefinsulfonat).

NaLS ist als Tensid nicht toxisch, geschmacksneutral, preisgünstig. Es hat lediglich eine etwas stärker lokal reizende Wirkung auf Schleimhäute als andere verfügbare Tenside (z.B. Betaine). Das ist übrigens auch ein Grund, warum Zahnpasten mit NaLS als Inhaltsstoff z.B. von Ökotest in der Bewertung abgestuft werden.

In einer klinischen Studie wurde untersucht, inwieweit NaLS die Wirksamkeit von CHX in einer Zahnpasta einschränkt. Gegenüber einer Zahnpasta mit CHX ohne Tensid oder mit einem nicht-ionischen Tensid (Tween) ist die Wirkung von CHX in einer Zahnpasta mit NaLS von sieben auf drei Stunden verkürzt.

Die Anwendung von Zahnpasta mit anionischen Tensiden in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit CHX verkürzt die Wirkung von CHX, hebt diese aber nicht völlig auf.

Die Wirkungseinschränkung beruht auf der Interaktion der positiv geladenen CHX-Ionen mit den negativ geladenen anionischen Tensiden, aber übrigens auch mit Fluorid, das ebenfalls negativ geladen ist.

Welche Schlüsse sollten daraus gezogen werden?

Häufig wird empfohlen, zwischen der Anwendung von Zahnpasta und CHX eine halbe bis zwei Stunden zu warten. Das ist jedoch nicht durch Studien belegt und zudem kaum praktikabel.

Besser ist es, Zahnpasten zu nutzen, die kompatibel mit CHX sind (z.B. Meridol, Sensodyne, ...):

  • Zahnpasta mit einem kationischen Tensid. Ein kationisches (= positiv geladenes) Tensid ist z.B. das Aminfluorid (meist Olaflur), das ja gleichzeitig eine Fluoridquelle ist. Aber Achtung: Aminfluorid ist aufgrund seiner Konzentration als alleiniges Tensid nicht ausreicht, weshalb entsprechenden Zahnpasten üblicherweise noch weiteres Tensid zugefügt ist.
  • Zahnpasta mit amphoteren Tensiden werden wegen ihrer Milde heute nicht nur in Kinderzahnpasten sondern zunehmend auch in Zahnpasten für Erwachsene eingesetzt. Der wichtigste Vertreter amphoterer Tenside ist das Betain (meist Cocamidopropylbetain).

Welche Alternativen gibt es?

  • Da es sich ja in der Regel um eine begrenzte Zeitdauer handelt, könnte in dieser Zeit nur mit CHX-Gel geputzt werden, um den maximalen Effekt der Reduktion der planktonischen Bakterienlast zu erzielen und die Gefahr einer Aspirationsgefahr zu minimieren.
  • Eine weitere Variante könnte noch sein, Zahnpasta und CHX im Wechsel einzusetzen, z.B. abends mit CHX und morgens mit Zahnpasta.

Wirksamkeit

"Die mechanische Entfernung des Zahnbelages, richtig ausgeführt, wirkt kariespräventiv, wobei die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasten vor Demineralisationsvorgängen am Zahnschmelz schützt. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde empfiehlt, den Zahnbelag zweimal täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta zu entfernen. Da die mechanische Plaqueentfernung nicht immer vollkommen ausgeführt werden kann, bieten sich Mundspüllösungen (MSPL) als ergänzende Vehikel zur Verabreichung antimikrobieller Wirkstoffe an. Es sind gewöhnlich Mischungen aus aktiven Wirkstoffen in Wasser oder Alkohol; sie enthalten weiterhin Netzmittel und Geschmacksstoffe. Bevorzugte Wirkstoffe sind kationisch, da sie sich leicht an die negativ geladene Oberfläche der Mikroorganismen binden. Bei Grampositiven sind dies die freien Carboxylgruppen des Peptidoglukans und Phosphatgruppen der Teichon- und Lipoteichonsäure in der Zellwand und analog bei den Gramnegativen die Lipopolysaccharide. Zu den kationischen Wirkstoffen zählt als Goldstandard das Chlorhexidin. Die ebenso oberflächenaktiven kationischen Detergenzien – beispielsweise Cetylpyridiniumchlorid und Hexetidin – besitzen sowohl hydrophile als auch hydrophobe Bestandteile. Die Kationen lagern sich an negativ polarisierte Rezeptoren der Zellwand der Bakterien an und die lipophilen Teile stören Funktionen der Zellwand. Auch den immer wieder aktuellen quartären Ammoniumverbindungen und ätherischen Ölen, die zu den Wirkstoffen der ersten Generation zählen, wird eine ausreichende antimikrobielle Effizienz und Spezifität gegenüber oralen Keimen nachgesagt. Der antimikrobiellen Effizienz und der Spezifität dieser Wirkstoffe sollte daher im Vergleich zum heutigen Goldstandard Chlorhexidin (CHX) differenziert nachgegangen werden."

Quelle: "Die antimikrobielle Wirksamkeit von Mundspüllösungen mit und ohne Chlorhexidin"

Alternativen

In einer Studie wurde die Wirkung von 42 Mundspüllösungen auf verschiedene Bakterienstämme untersucht:

  • Aktinomyzeten, die für die Plaquebildung (Adhäsion der Keime; Wurzelkaries) von großer Bedeutung sind
  • Kariogene Streptokokken und Laktobazillen
  • Parodontalpathogene Keime und Keime die bei Periimplantitis (S. aureus) eine Rolle spielen
  • Keime, die bei Mundschleimhautentzündungen und Prothesenstomatitis (C. albicans) vorliegen
  • E. faecalis – endodontischer Problemkeim bzw. Indikatorkeim in der Mundhöhle für ein geschwächtes Immunsystem

Mundspüllösungen mit einer CHX-Konzentration von 0,2% CHX erwiesen sich den geringer konzentrierten überlegen. CHX-Mundspüllösungen unterschieden sich insgesamt Mundspüllösungen ohne signifikant und führten im Mittel zu kleineren Hemmhofdurchmessern im Bakterien- bzw. Pilzrasen.

Insbesondere die Wirkstoffe Dequalinium-/Benzalkoniumchlorid und Povidon-Iod zeigen eine gute antiseptische Wirksamkeit in der Mundhöhle.

Ätherische Öle (Listerine)

Mundspülungen auf der Basis ätherischer Öle (z. B. Listerine) sind in der Lage, tief in den dentalen Biofilm einzudringen, seine Strukturen zu zerstören und damit den Biofilm zu lockern und zu lösen – auch an den Stellen, die durch die mechanische Reinigung nicht komplett erreicht werden. Klinische Studien belegen zudem den Zusatznutzen antibakterieller Mundspülungen in der Plaque- und Gingivitiskontrolle. Mundspülungen mit ätherischen Ölen sind ferner auch für die Langzeitanwendung geeignet. So ist nicht bekannt, dass es bei der Anwendung über einen Zeitraum von sechs Monaten zu einer Verschiebung des mikrobiellen Gleichgewichts zugunsten opportunistischer oraler pathogener Keime oder zu bakteriellen Resistenzen kommt. Auch Veränderungen der Mundschleimhaut oder Verfärbungen der Zähne konnten nicht beobachtet werden.

Cetylpyridiniumchlorid (CPC) ist eine quartäre Ammoniumverbindung, die aufgrund ihrer antiseptischen Wirkung als Arzneistoff in Lutschtabletten, Mundspüllösungen und Sprays zur Behandlung von Infektionen und Entzündungen der Mundhöhle und des Rachenraums enthalten ist sowie zur Linderung von Halsschmerzen und Schluckbeschwerden dient.

Für die Auswahl geeigneter Mundspülllösungen geben die Empfehlungen von ÖKO-TEST und Stiftung Warentest eine gute Orientierung.

Diese Seite wurde zuletzt am 24.01.2024 geändert.

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