Demenz & Abwehrendes Verhalten
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Bei Menschen mit Demenz sind Fingerspitzengefühl umd Empathie besonders gefragt. Um den Menschen für die Mundpflege zu gewinnen, muss häufig zunächst das aktuelle Gefühl des betroffenen Menschen erspürt und "zurückzugeben" werden. Techniken der Validation sind bei Menschen mit Demenz oft der Schlüssel für eine erfolgreiche Beziehungsgestaltung und damit auch für eine gelingende Mundpflege.

Weitere Informationen zum Thema Demenz finden Sie unter Allgemeinerkrankungen > Demenz

Demenz

Demenz hat viele "Gesichter". Gedächtnisverlust sowie Veränderungen der Persönlichkeit sind abhängig von der Art und dem Stadium der Erkrankung. Äußerungen, Gesten und Handlungen erscheinen teilweise sinnlos.

Zentral für die erfolgreiche Beziehungsgestaltung ist das dem Augenblick zugrundeliegende Gefühl zu erspüren und den Menschen in seiner Welt „abzuholen“. Die Techniken der sogenannten Validation (Wertschätzung) tragen entscheidend zum Gelingen auch der Zahn- und Mundpflege bei. Unter anderem haben Naomi Feil, Nicole Richard und Jenny Powell interessante Konzepte zur Validation entwickelt.

Bei Demenz sind Techniken der Validation (Wertschätzung) im Alltag und in speziellen Situationen sehr hilfreich.

Die Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. bietet 11 Tipps zur besseren Verständigung mit Menschen mit Demenz (Siehe Bild) sowie weitere Faltblätter und Plakate in mehreren Sprachen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Tipps der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.Tipps der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.
  • Ansprache auf Augenhöhe
  • Keine „Kindersprache“, keine „Wir-Form“
  • Sprechen Sie vorzugsweise in kurzen, deutlichen Sätzen.
  • Achten Sie auf eine warme, tiefere Stimmlage.
  • Beginnen Sie jede Kommunikation damit, dass Sie sich vorstellen und den Namen betroffenen Menschen nennen.
  • Erklären Sie kurz, was Sie machen wollen.
  • Teilen Sie Anleitungen in einzelne Schritte mit Pausen auf (z.B. statt "Spülen Sie bitte aus!": "Nehmen Sie bitte den Becher. Nehmen Sie einen Schluck in den Mund. ...)"
  • Wiederholen Sie einen Satz oder eine Frage, wenn nötig.
  • Behaupten Sie nicht, etwas verstanden zu haben, wenn das nicht stimmt, sondern wiederholen Sie den Teil des Satzes, den Sie verstanden haben, und bauen Sie darauf Ihre Rückfrage nach dem nicht verstandenen Teil auf.
  • Geben Sie der älteren Person viel Zeit, um auf Fragen zu reagieren; die Reaktionszeiten können fünfmal langsamer sein als bei gesunden Personen.
  • Beugen Sie Angst vor, vermeiden Sie zu flüstern oder über Patienten/-innen zu sprechen als wären sie nicht anwesend.
  • Verwenden Sie Lob und positive Rückmeldung zur Verstärkung.
  • Ansprache aller Sinne (Sprechen mit Gesten unterstützen)
  • Stellen Sie vor dem Gespräch erst einen intensiven Blickkontakt her.
  • Lächeln Sie häufig (gutes Gesicht) und achten Sie auf sanfte Berührungen.
  • Führen Sie nicht zwei Handlungen gleichzeitig aus.
  • Wenden Sie dem Menschen nicht den Rücken zu, während Sie sprechen, sondern stellen oder setzen Sie sich so hin, dass er Sie sehen, gut hören und auch anfassen kann.
  • Durch Körperkontakt (Halten der Hand) unterstützen Sie die Erinnerung, dass Sie anwesend sind.
  • Bei eingeschränktem Bewusstsein – Kontakt-Anbahnung, dabei erfolgt die Berührung zunächst am Unterarm, folgte anschließend weiter zur Schulter und schließlich zum Kopf und Mund
  • Ausreichendes, aber blendfreies Licht
  • Keine Hintergrundgeräusche
  • Reduzieren Sie die anwesenden Personen im Raum
  • Stellen Sie sicher, dass die erkrankte Person es gemütlich hat
  • Achten Sie auf die Raumtemperatur (nicht zu kühl)
  • Stellen Sie Objekte bereit, die der Ablenkung dienen und gehalten werden können

Abwehrendes Verhalten

Im Fall von abwehrendem Verhalten sind neben den Techniken der Validation weitere besondere Maßnahmen der Interkation wie z.B. die Anbahnung oder die Spiegelung hilfreich. Am Ende kann es aber auch einfach der Geschmack der Zahnpasta sein, der falsche Zeitpunkt oder die "falsche" Person sein, die zu abwehrendem Verhalten führen.

Abwehrendes Verhalten (CRB: „care resistant behaviour“) bei der Mundpflege zeigt sich durch:

  • Wegdrehen des Kopfes
  • Zusammenpressen der Lippen
  • Wegstoßen der Hand bei Annäherung oder während der Pflege
  • Verbale Ablehnung

Neben der Validation bei Demenz gilt bei notwendiger Unterstützung der Durchführung der Mundpflege:

  • Anbahnung: Körperkontakt zunächst z.B. am Arm beginnen und dann die Hand bis Mund zu führen
  • Spiegelung: die Maßnahme vormachen
  • Bahnung: z.B. Mundspülbecher – dem Menschen den Becher geben – dieser übernimmt den Becher und spült selbst aus
  • Verkettung: z.B. Mundspülbecher – den Becher bis zum Mund führen und nun übernimmt der Mensch den Becher und spült selbständig aus
  • Hand über Hand: gezielt die eigene Hand auf die Hand der Person legen und gemeinsam die Bewegung ausführen
  • „Spieglein Spieglein“: Menschen öffnen ihren Mund häufig automatisch, wenn die Mundpflege vor einem Spiegel erfolgt
  • Rettung: eine andere unterstützende Person führt die Mundpflege aus

Neben den bisherigen Maßnahmen sollten auch noch folgende Punkte kritisch hinterfragt werden:

  • Andere Gelegenheit bzw. anderer Zeitpunkt?
  • Andere Umgebung?
  • Andere Pflege- und Hilfsmittel (Zahnpasta : Geschmack, Schärfe – Zahnbürste: Borstenhärte, Abnutzung)?
  • Andere Handschuhe (Farbe, Geruch, Oberfläche, Allergie)?

Schließlich können auch Schmerzen oder Probleme z.B. im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich die Ursache für abwehrendes Verhalten sein. Wenn möglich sollten die Mundhöhle und ggf. vorhandene Zahnprothesen genau inspiziert werden. Unter Umständen ist es notwendig, einen Zahnarzt hinzuzuziehen.

Diese Seite wurde zuletzt am 07.06.2023 geändert.

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