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Pflegemittel Zähne & Zahnfleisch

Zähne & Zahnfleisch
Pflegemittel

Für die Zähne, die Zahnzwischenräume und das Zahnfleisch gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Pflegemittel.

Zahnbürsten

Zahnbürsten sollten in der Regel mittelharte Borsten aufweisen, um eine optimale Reinigungswirkung zu erzielen. Bei älteren und gebrechlichen Menschen sind das Zahnfleisch und die Schleimhäute mitunter empfindlicher. Weiche Borsten werden besser toleriert, insbesondere wenn das eigenständige Putzen nicht möglich ist.

Handzahnbürsten

Handzahnbürsten sind den meisten Menschen gut vertraut. Bei motorischen Einschränkungen können Griffverstärkungen helfen, die Zahnbürste besser in der Hand zu halten.

Zahnbürsten mit Holzgriffen oder Naturborsten sollten aus hygienischen Gründen nicht verwendet werden. Naturborsten können zudem eher das Zahnfleisch verletzen und allergische Reaktionen verursachen.

Handzahnbürsten mit Griffverstärkung Handzahnbürsten mit Griffverstärkung

Elektrische Zahnbürsten

Elektrische Zahnbürsten erzielen bei korrekter Anwendung (Bedienungsanleitung beachten!) bessere Reinigungsergebnisse als Handzahnbürsten.

In Anschaffung und Unterhalt sind sie jedoch teurer. Geräusche und Vibrationen können verunsichern und so zu Ablehnung und Abwehr der Mundpflege führen.

Elektrische Zahnbürsten mit wechselbaren Köpfen Elektrische Zahnbürsten mit wechselbaren Köpfen

Zahnbürsten für besondere Situationen

In bestimmten Pflegesituationen ist der Einsatz spezieller Zahnbürsten sinnvoll.

Typ Zweck Problem
Dreikopfbürste Gleichzeitige Reinigung aller Zahnflächen Bei langen Zähnen wird das Zahnfleisch nicht erreicht
Fingerzahnbürste v. a. Kinder Verletzungsgefahr bei Unterstützung
Absaugzahnbürste Bei Gefahr sich zu verschlucken laut, teuer, Anwendung erfordert Übung
Dreikopfbürste Dreikopfbürste

Zahnzwischenraumbürsten & Zahnseide

Bei größeren Zahnzwischenräumen, sind Zahnzwischenraumbürsten (auch Interdentalbürsten genannt) eine wichtige Ergänzung zur Zahnbürste. Zahnzwischenraumbürsten werden in der Regel von der Außenseite der Zähne her eingesetzt.

Die Anwendung von Zahnseide ist bei engen Zahnzwischenräumen angezeigt. Die Anwendung von Zahnseide ist bei eingeschränkter Kooperation mit erhöhtem Risiko von Verletzungen durch Zubeißen verbunden.

Zahnzwischenraumbürsten Zahnzwischenraumbürsten

Zahnpasten

Inhaltsstoffe

Zahnpasten haben eine Vielzahl von Inhaltstoffen mit unterschiedlichen Aufgaben:

  • Fluorid
  • Putzkörper bzw. Schleifpartikel
  • Waschaktive Substanzen bzw. Schaumbildner (Tenside)
  • Antibakterielle & entzündungshemmende Stoffe
  • Desensibilisierend wirkende Stoffe

Darüber hinaus sind Konservierungsstoffe, Feuchthaltemittel, Binde- & Verdickungsmittel und ggf. Farbpigmente (z. B. Titandioxid) enthalten.

Zahnpasten Zahnpasten

Fluorid

Fluorid macht die Zähne widerstandfähiger, schützt vor Karies und hilft bei der Reparatur früher Zahnschäden.

Die Menge der Zahnpasta und deren Fluoridkonzentration sind an das Alter und die jeweilige Risikosituation (siehe unten) anzupassen.

Das Netzwerk "Gesund ins Leben" vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft einheitliche Handlungsempfehlungen in Deutschland zur Vorbeugung von Karies mit Fluorid im Säuglings- und frühen Kindesalter entwickelt.

Bei korrekter Anwendung hat Fluorid in der Zahnpasta auch langfristig keine schädlichen Nebenwirkungen. Erwachsenenzahnpasta hat eine Fluoridkonzentration von etwa 1500 ppm (parts per million). Ein 1 cm langer Streifen Erwachsenenzahnpasta enthält ca. 1 mg Fluorid.

Fluorid findet sich auch in Lebensmitteln:

  • Mineralwasser (von 0,02 mg/l bis teilweise > 3 mg/l)
  • Schwarzer Tee (0,3-0,5 mg, teilweise >1 mg/l)
  • Kräuter (0,1-3,0 mg/100g)
  • Speisesalz mit Fluorid (0,25 mg/g)

In deutschen Großküchen wird kein fluoridiertes Speisesalz verwendet. Ebenso wird dem Leitungswasser in Deutschland kein Fluorid zusätzlich beigegeben. Dennoch kann regional und teilweise auch saisonal Fluorid in geringer Menge enthalten sein.

Eine gute Orientierung bei der Wahl der Zahnpasta geben die Empfehlungen von ÖKO-TEST und Stiftung Warentest.

Zahnpasten: Fluorid-Dosierung bei Kindern Zahnpasten: Fluorid-Dosierung bei Kindern

Putzkörper bzw. Schleifpartikel

Die Putzkörper bzw. Schleifpartikel in einer Zahnpasta sind entscheidend für die Reinigungsfunktion der Zahnoberflächen.

Der sogenannte RDA-Wert (Radioaktive Dentin Abrasion) definiert dabei, wie viel Dentin innerhalb einer definierten Zeit von einer radioaktiv markierten Probe durch die Zahnpasta abgetragen wurde. Da unterschiedliche Mess-Methoden zugrunde liegen können, sind die RDA-Werte der Zahnpasten nicht genau vergleichbar. Ungefähr gilt für die Angaben zum RDA-Wert auf Zahnpastatuben:

RDA-Wert Abrasion Leistung
< 30 sehr gering abrasiv geringe Reinigungsleistung
30 – 50 wenig abrasiv gutes Verhältnis zwischen Abrieb und Reinigungswirkung
(für Kinder)
50 – 80 mittel abrasiv gutes Verhältnis zwischen Abrieb und Putzleistung
(für Erwachsene)
> 100 sehr stark abrasiv Zahnpasta für weiße Zähne
(nicht für den Dauergebrauch geeignet)

Vor allem bei empfindlichen Zähnen (bei freiliegenden Zahnhälsen oder Wurzeloberflächen, wenn das Zahnfleisch zurückgegangen ist), sollte auf Zahnpasten mit niedrigem Abrieb geachtet werden.

Demgegenüber charakterisiert die Pellicle Cleaning Ratio (PCR) die Reinigungsleistung einer Zahnpasta im Hinblick auf Verfärbungen z. B. durch Tee, Kaffee oder auch durch Chlorhexidin.

Sogenannte Weißmacher-Zahnpasten wirken entweder über Putzkörper (z.T. besonders geformt) und/oder über chemische Zusätze wie z. B. Peroxid oder Zitronensäure, wobei Peroxid wirksam Zähne aufhellt, aber in Deutschland in Zahnpasten nicht enthalten sein darf.

Schaumbildner (Tenside)

Häufig waren Natriumlaurylsulfat (NaLS), auch bekannt unter Sodiumlaurylsulfat (SLS) sowie Sulfonate (z. B. Olefinsulfonat) in Zahnpasten als Schaumbildner enthalten. Diese sind nicht toxisch, geschmacksneutral und preisgünstig, wirken aber lokal reizend auf die Schleimhäute. Deshalb werden heute Zahnpasten mit milderen Tensiden wie z. B. Betain empfohlen. Betain schränkt im Gegensatz zu Natriumlaurylsuflat auch die Wirkung von Chlorhexidin nicht ein.

Farbpigment Titandioxid

Titandioxid gibt der Zahnpasta das weiß-leuchtende Aussehen. Seit August 2022 ist Titandioxid in Lebensmitteln verboten, da sich eine mögliche Schädigung des Erbgutes bei Verzehr nicht ausschließen lässt. In Pflegeprodukten, zu denen Zahnpasta auch gezählt wird, wird die Sicherheit von Titandioxid ebenfalls neu bewertet.

Zahnpasta enthält bis zu 1 Prozent Titandioxid und selbst bei korrekter Anwendung werden ca. 10-20 Prozent der eingesetzten Zahnpastamenge verschluckt. Bei täglichem Gebrauch von etwa zwei Gramm Zahnpasta entspricht dies pro Jahr einer Aufnahme von ca. 1 Gramm Titandioxid. Zum Vergleich: Bei Lippenstift sind es bis 2,5 Gramm und über Lebensmittel nimmt eine Person jährlich zwischen 40-50 Gramm Titandioxid auf.

Da Titandioxid nur für die Farbgebung der Zahnpasta eine Rolle spielt, sollte darauf verzichtet werden. Titandioxid ist auf den Zahnpasten deklariert entweder als Titanium Dioxide oder mit dem Code CI 77891.

Zahnpasten für besondere Situationen

Es gibt insgesamt eine große Vielfalt an Zahnpasten, darunter sind auch Zahnpasten, die für spezielle Situationen entwickelt wurden:

  • Zahnpasta mit hoher Fluoridkonzentration (5000 ppm Duraphat® Zahnpasta) bei hohem Karies-Risiko
  • Kinderzahnpasta ohne Fluorid oder mit angepasster Fluoridkonzentration (1000 ppm)
  • Zahnpasta ohne Menthol (z. B. elmex® mentholfrei) für empfindliche Schleimhäute z. B. bei Chemotherapie oder Bestrahlung
  • Zahnpasta für "empfindliche Zähne" (Erosionsschutz) mit geringerem Abrieb Relative Dentin Abrasion – RDA-Wert < 40)
  • Zahnpasta mit speziellen Fluorid-Inhaltsstoffen (z. B. Zinn-Fluorid) zum besseren Schutz der Zahnwurzeloberflächen

Bei Menschen mit der Gefahr sich zu verschlucken (Aspiration) sollten Zahnpasten nicht stark schäumen. Auch Schärfe und Geschmack sind bei der Wahl der Zahnpasta zu beachten.

Zahnpasta mit Aktivkohle ist nicht sinnvoll.

Mundspüllösungen

Mundspüllösungen haben unterschiedliche Zielsetzungen:

  • Gegen Karies
  • Gegen Zahnfleischentzündungen
  • Gegen Mundgeruch
  • Gegen Mundtrockenheit
  • Zur allgemeinen Desinfektion

Bei Schluckstörungen bzw. eingeschränkter Kooperationsfähigkeit ist der Einsatz von Mundspüllösungen kritisch zu hinterfragen!

Bei älteren Patienten mit Zahnfleischbluten und schlechter Mundhygiene sind Prä- und Probiotika eine gute Alternative zu Mundspüllösungen.

Mundspüllösungen Mundspüllösungen

Zähne putzen

Systematik & Dauer

Die Putzsystematik, in welcher Reihenfolge also die Zahnflächen nacheinander geputzt werden sollen, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab:

  • Eingeübte Routinen wie z. B. die KAI-Methode (Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen)
  • Einsehbarkeit des Mundes ausgehend von der Körperstellung bei der Unterstützung der Mundpflege
  • Kooperationsfähigkeit des unterstützungsbedürftigen Menschen

Es kann z. B. sinnvoll sein, zunächst alle Außenflächen zu putzen, weil der Mund erst nicht aufgehen will, oder aber zunächst im Oberkiefer zu putzen, weil der Unterkiefer sehr „unruhig“ ist.

Wichtig ist, dass wir alle Zahnflächen putzen – so, wie es am besten geht.

Die Zahnpasta soll Beläge entfernen und eine Calcium-Fluorid-Schutzschicht für die nächsten Stunden bilden. Zunächst sollten deshalb die Zähne mit der Zahnbürste geputzt und der Zahnpastaüberschuss nur ausgespuckt (nicht ausgespült) werden. Anschließend werden die Zahnzwischenräume mit der Interdentalbürste gereinigt – so kann die Zahnpasta auch zwischen den Zähnen optimal wirken.

Die Putzdauer sollte in etwa 2 Minuten betragen – allein schon, damit die Zahnpasta lange genug einwirken kann. Gerade bei älteren Menschen, die häufig auch weniger Restzähne im Mund haben, kann das "aktive" Putzen der Zähne auch an der Zahl der Restzähne orientiert werden:

Restzähne Putzdauer
10 Zähne 1 Minute
20 Zähne 2 Minuten
30 Zähne 3 Minuten

Technik & Putzdruck

Zur Putz-Technik gibt es verschiedene Empfehlungen:

  • Von Rot (Zahnfleisch) nach Weiß (Zahn)
  • Kleine kreisende bwz. rüttelnde Bewegungen

Darüber hinaus sind verschiedene Techniken namentlich benannt:

  • Fones-Technik (Rotationstechnik): Zähne im Ober- und Unterkiefer beißen aufeinander. Die Reinigung der Außenflächen erfolgt mittels großer kreisender Bewegungen. Die Innenflächen werden bei geöffnetem Mund mit kleinen kreisenden Bewegungen gereinigt.
  • Bass-Technik (Rüttel- bzw. Vibrationstechnik): Zahnbürste wird im 45-Grad-Winkel angesetzt und mit kurzen rüttelnden Bewegungen geputzt.
  • Modifizierte Bass-Technik: wie Bass-Technik, nach jeder Rüttelbewegung wird die Zahnbürste zusätzlich vom Zahnfleisch zum Zahn (von Rot nach Weiß) rotiert.

Bei pflegerischem Unterstützungsbedarf sollte so geputzt werden, wie man es selbst gewohnt ist. Die Anwendung ungeübter Techniken bringt kein besseres Ergebnis sondern wirkt auf die unterstützungsbedürftige Person unbeholfen. Dies führt eher zu abwehrendem Verhalten.

Die Zahnbürste sollte immer mit geringem Anpressdruck (etwa wie beim Schreiben mit einem Druckminenbleistift) geführt werden. Elektrische Zahnbürsten führen die eigentliche Putzbewegung selbst durch. Sie werden ohne weitere Putzbewegung von Zahn zu Zahn geführt und für etwa ein bis zwei Sekunden an jedem Zahn ruhig gehalten.

Zähne putzen bei Prothesenträgern

Auch die Kieferbereiche, auf denen Prothesen aufliegen, sollten mit Zahnbürste und Zahnpasta geputzt werden. Im hinteren Gaumenbereich ist darauf zu achten, dass möglichst kein Würgereiz ausgelöst wird. Klebt noch Haftcreme an den Schleimhäuten, sollte diese zunächst mit Kompressen entfernt werden.

Reinigung von Zahnprothesen & Umgang mit Kompressen

Aufbewahrung & Wechsel der Bürsten

Nach dem Zähneputzen sind die Zahnpastareste gründlich mit Wasser aus der Bürste zu spülen. Trocknen die Zahnpastareste in der Zahnbürste, sind die Borsten beim nächsten Gebrauch deutlich härter und das Putzen der Zähne schmerzhaft. Die Zahnbürste im Mundspülbecher immer mit dem Kopf nach oben aufbewahren, damit die Zahnbürste optimal an der Luft trocknen kann – das tötet Bakterien in der Bürste am wirksamsten ab.

Für den Wechsel der Zahnbürsten ist ein Intervall von vier Wochen sinnvoll. Wenn die Borsten weit gespreizt sind oder sonst starke Abnutzungserscheinungen aufweisen, sollte man die Zahnbürste auch schon früher auswechseln.

Zahnzwischenraumbürsten mit Metalldrahtkern sollten nicht länger als eine Woche eingesetzt werden, da sonst die Gefahr stark ansteigt, dass sie abbrechen.

Auch nach schweren Erkrankungen wie z. B. einer Lungenentzündung wird der Austausch der Bürsten empfohlen.

Diese Seite wurde zuletzt am 25.05.2025 geändert.

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